Friday 13 October 2017

Die Zürcher Platzpromenade

Im kürzlich geschriebenen Beitrag über Salomon Gessner habe ich den Platzspitz erwähnt. Da für viele der Name Platzspitz gleichbedeutend mit dem Drogenelend des "Needleparks" in den 1990er Jahren ist, habe ich mich entschieden, hier etwas über die Geschichte der Platzpromenade zu schreiben. Denn ein Park, den Sophie von la Roche nach einen Spaziergang mit unserem Gessner lobend erwähnt, hat etwas mehr Aufmerksamkeit verdient.
„Ich glaube, dass es wenig solche öffentliche Spaziergänge giebt. Unvergesslich ist dieser Spaziergang mir eingedrückt, weil ich da viele von den verehrungswürdigsten Männern von Zürich um meinen edlen Reisegefährten sah, und also zugleich kennen lernte.“

Wie man auf dem Plan Adrian Müllers erkennen kann, liegt die Platzpromenade auf dem Spitz der Sihlmündung, die sich dort der Limmat anschliesst. Ursprünglich war der Platzspitz der mittelalterliche Schiess & Exercierplatz ausserhalb der Stadtmauern, im 18. Jahrhundert wandelte er sich zur Stadtpromenade, wo man sich für die seelische Erquickung, fürs Sehen und Gesehen werden hinbegab. Die Gestaltung mit der Allee, die Sophie de la Roche so gefallen hat, wurde 1780 umgesetzt.
Plan von 1793, von Adrian Müller
Quelle: Wikicommons
Aber woher die Begeisterung für Parks, für das gepflegte Schlendern, den sonntäglichen Müssiggang? Ich denke, wir müssen uns da wie schon bei der Lektüre von Gessner und später auch Wieland vor Augen führen, dass die Zeitgenossen und die darauffolgende Generation sehr von Rousseaus Idealen geprägt war. Der gebildete Bürger sehnte sich nach einer Natürlichkeit, nach einem Stück authentischer, unschuldiger Natur.
Dies war in den Städten nicht zu finden; Wir dürfen nicht vergessen, damals standen meist überall noch hohe Stadtmauern (In Zürich findet sich ein Rest der Schanzenanlage sowohl im Stadtplan vom Kreis 1, sowie der Sihl entlang Richtung See, auch eine schöne Promenade), welche meist erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts geschleift wurden.


Und ja, auch hier können wir unserem Herrn Gessner nicht entgehen, das Denkmal war schon in den 1780er Jahren eine Sehenswürdigkeit
[Franz Müller:  Dem Andenken des seligen Herrn Salomon Gessner weiland Rathsherrn in Zürich,
berühmten Dichters und Mahlers : [Gedicht] / von einem alten Freunde des Seligen und der Kunst, Zürich 1788,
Titelvignette von Johann Rudolf Holzhalb (1723–1806).
Quelle: 
https://www.hr-lavater.ch/2013/02/20/literarischer-tombeau-fur-salomon-gessner/

Und ein kleines Panoramabild von einem Spätsommertag auf der Platzpromenade (Nicht von diesem Jahr, heuer war es meist etwas verregnet)
Photo: A.Reeves 




Weiterführende Links:
PDF der Stadt Zürich zur Geschichte der lokalen Parks und Promenaden
https://de.wikipedia.org/wiki/Platzspitz
Kollektion digitalisierter Drucke der Schweiz: E-Rara.ch

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